Tischlerhandwerk startklar für Marketing-Offensive / Tischlertag 2019

Während des 8. Norddeutschen Tischlertages am 22. Februar 2019 in Lübeck befassten sich rund 200 Tischlereien aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit dem Thema Außendarstellung und Marketing. Ziel ist es, sich als lokale Marke zu positionieren und sich gegen den Hauptkonkurrenten „Industrie und Handel“ abzuheben.

Erstmalig wurde parallel zur Fenster-Fachtagung eine Betriebswirtschaftstagung mit einem Tischlerforum angeboten. Professionelles Internetmarketing, der Nutzen von Betriebskennzahlen und die Kraft der lokalen Marke waren Thema. Außerdem stellten erstmalig verschiedene Tischlerei-Betriebe ihre Erfolgskonzepte vor und machten Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen. Es ging um mehr Effizienz durch den Einsatz von Tablets von der Auftragserfassung bis zur Rechnungstellung, die strategische Nachfolgeregelung sowie Outsourcing von Spezialarbeiten.
Jan Korf, Bezirksmeister der Tischler-Innung Hamburg in Bergedorf und Inhaber der Tischlerei Woodendesign – feine möbel in HamburgBillwerder gab in seinem 10-Minuten-Vortrag Einblick in seine Marketingstrategie. Er berichtete, wie wichtig der Firmenname ist, um den Fokus auf die Kernkompetenz auszurichten, und wie ein professioneller Internetauftritt ihm rund 160 Bewerbungen von Ausbildungssuchenden beschert hat. Ein wichtiger Baustein ist seiner Erfahrung nach auch ein Marketingplan, der im letzten Quartal eines Jahres geplant und dann konsequent abgearbeitet wird. „Vergesst aber eure Mitarbeiter nicht!“, lautet sein Appell an die TischlerKollegen, verbunden mit der Anregung, den Mitarbeitern Schulungen und Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten und ihnen mehr zuzutrauen. In seinem Betrieb ist nach der Ausbildung jeder Projektleiter entsprechend seiner Erfahrung. „Das funktioniert so gut, dass ich ganz beruhigt in Urlaub fahren kann und sicher bin, dass der Betrieb nach meinen Vorstellungen weiterläuft“. Die Frage, ob so viel Einblick in die individuellen Erfolgsrezepte nicht das eigene Geschäft gefährde, beantwortet Heino Fischer, Landesinnungsmeister des Fachverbands Tischler Nord, kämpferisch: „Der Hauptkonkurrent einer Tischlerei ist nicht die Tischlerei von nebenan, sondern die Industrie und der Einzel- und Online-Handel. Je besser jeder Einzelne von uns aufgestellt ist, desto mehr profitiert das Image des Handwerks.“ Erfreut ist er darüber, dass die rund 200 Tischlereibetriebe, die der Einladung des Fachverbands zur 8. Norddeutschen Tischlertagung in Lübeck folgten, diese Ansicht offensichtlich teilen. Das zeige der rege Austausch von Wissen und Erfahrungen auch abseits der Vorträge. „Das Tischler-Handwerk ist auf einem guten Weg, jetzt muss nur noch die Politik ihren Teil dazu beitragen“, so die Forderung des Fachverbands-Vorsitzenden mit Blick auf die Vergabepraxis der öffentlichen Hand. Diese müsse so umgesetzt werden, dass regionale Betriebe im Falle von Ausschreibungen mehr Berücksichtigung finden.
„Dafür setzt sich der Fachverband Tischler Nord ein“, erklärt Geschäftsführer Falk Schütt und fügt hinzu: „Damit kommen wir auch unserer langfristigen Vision näher, dass der Verbraucher wieder mehr auf nachhaltige Qualität aus der Region setzt“.